Bochum, 24. April 2021
Wir, die Scientists for Future Regionalgruppe Bochum, unterstützen die Forderung der Klimawende Bochum, dass die Stadt Bochum darauf hinwirke, „dass die Stadtwerke Bochum GmbH und ihre Tochterunternehmen spätestens ab 2025 nur Strom aus erneuerbaren Energien liefern, wobei sie diesen selbst in eigenen Anlagen produzieren, im Rahmen von Stromlieferverträgen aus veröffentlichten Anlagen erwerben oder im Rahmen von Mieterstrommodellen zur Verfügung stellen“.
Dass das Gelingen der kommunalen Bestrebungen in Richtung 100 % nachhaltiger Energieversorgung stark von rechtlichen Rahmenbedingungen abhängt, zeigte sich zuletzt anhand der Diskussionen zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Neben vielen Umweltorganisationen wie Greenpeace, BUND und NABU kritisieren u. a. auch der Bundesverband Solarwirtschaft, der Bundesverband Erneuerbare Energien und der Bundesverband Windenergie die EEG-Novelle als verpasste Chance und erklären, die Novelle bliebe weit hinter den klima- und energiepolitischen Erfordernissen zurück und sie berücksichtige nicht die kürzlich beschlossenen, ambitionierten Ziele der Europäischen Union. Insgesamt fehle ein starker Impuls zur schnellen Umsetzung der Energiewende. So würden die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens verfehlt.
Die Forderung nach einer Stromlieferung der Bochumer Stadtwerke ab 2025 aus 100% erneuerbaren Energien erscheinen als Kraftakt, aber nur deshalb, weil sich die gravierenden Versäumnisse der Vergangenheit rächen. Wir sind der Auffassung, eine nachhaltige Stromversorgung gelingt nur, wenn lokale Potenziale im erheblichen Umfang ausgebaut und genutzt werden. In unserem Impulspapier zum Klimanotstand in Bochum stellten wir die Potenziale der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien auf Bochumer Stadtgebiet mit Stand Ende 2019 heraus. Diese liegen schon allein bei der Photovoltaik (PV) auf Dach- und Freiflächen bei 877 bzw. 285 GWh/a. Die Stromerzeugung über PV-Anlagen belief sich indes zum Stichtag auf 29 GWh/a . Um schnellstmöglich Treibhausgasemissionen einzusparen, halten wir eine massive Steigerung des PV-Dachanlagenzubaus für zwingend erforderlich. Auch wenn die Erschließung aller Ökostrom-Potenziale auf Bochumer Gebiet nicht ausreichen den gesamten lokalen Strombedarf zu decken, sollte beim kommunalen Klimaschutz der Fokus auf vollständiger und effektiver Ausnutzung aller Potenziale in der eigenen Kommune gerichtet sein. Vorteilhaft im Sinne der Klimafolgenanpassung wäre zudem eine kombinierte Nutzung aus Dachbegrünung und PV-Anlage, um die Belastungen sommerlicher Hitze unter dem Dach zu reduzieren.
Die Stadtwerke sollten ihre Möglichkeiten im Trianel Verbund verstärkt nutzen, um Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien zu bauen oder solche zu übernehmen, welche jetzt aus der EEG-Förderung herausfallen, aber wirtschaftlich arbeiten. Weiterhin kann die Entwertung von Herkunftsnachweisen von solchen EEG-Anlagen dienlich sein, die einen aktiven Beitrag zur Energiewende beisteuern.
Scientists for Future Bochum
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